Von 1885 bis nach dem ersten Weltkrieg 1918

1895


Im Jahr 1895 stand wieder die Wahl des Hauptmanns an. Bei der Generalversammlung beim Postwirt wurde Lorenz Kerschbaumer, Neuwirt mit 30 von 46 Stimmen gewählt. Kerschbaumer wurde jedoch von der Gemeindevorstehung nicht anerkannt. Daraufhin fand nach zwei Wochen im Gasthaus zum Schwan erneut eine Wahl statt, bei der Lorenz Kerschbaumer erneut gewählt wurde. Diesmal nahm er jedoch die Wahl aus Verärgerung nicht an, sodass neuerlich gewählt werden musste. Es wurde einstimmig Josef Schorn, Schuhmachermeister gewählt, dieser nahm die Wahl an, machte aber zur Bedingung, dass namentlich die Hausbesitzer den Verein zu unterstützen hätten. Dies wurde ihm von den anwesenden Hausbesitzern und dem Gemeindevorsteher Josef Windhofer bereitwilligst zugesagt.

1896


1896 ereigneten sich lediglich drei Ereignisse, die für die Feuerwehr von größerer Bedeutung waren. Im Mai brannte das Steinleitengut infolge Blitzschlages ab, im September nahm eine Delegation der Feuerwehr am Landesfeuerwehrtag in Radstadt teil und im November inspizierte der Gauvertreterstellvertreter Hlawna die Feuerwehr. Ein Protokoll wurde darüber angefertigt, über etwaige gröbere Mängel und Beanstandungen ist nichts bekannt.

1897


Schon wieder stand bei der Jahreshauptversammlung die Neuwahl des Hauptmanns an, da Josef Schorn sein Amt zurückgelegt hatte. Johann Struber, Tischlermeister wurde einstimmig zum neuen Hauptmann gewählt.

Vom 30. August wird berichtet: Brand beim Hause Markt 53 des Stefan Neureiter, wobei der Dachstuhl niederbrannte.

1898


Das Hauptmannsamt dürfte ein äußerst beschwerliches gewesen sein, denn auch Johann Struber gab diese Funktion nach kaum mehr als einem Jahr wieder ab. In der Generalversammlung am 6. März im Gasthof zur Post wurde Braumeister Ludwig Dattendorfer zum Hauptmann gewählt.

Im April musste eine weitere Generalversammlung einberufen werden. Grund war die Einladung der Wiener Freiwilligen Feuerwehr zur Kaiserjubiläumsfeier am 7. Mai in Wien. Der Kaiser feierte sein 50-jähriges Thronjubiläum. Es wurde beschlossen, mit zwei Mann teilzunehmen. Im Kassabuch ist am 5. Mai vermerkt: Fahrt nach Wien für zwei Mann zum Jubiläumsfest, Ausgaben 8 Gulden, 76 Kreuzer. Da bereits vor wenigen Jahrzehnten die Kaiserin-Elisabeth-Westbahn durch das Salzachtal bis Golling verlängert worden war, erfolgte die Fahrt in die Hauptstadt der Monarchie halbwegs komfortabel per Eisenbahn.

Im Mitgliederkataster von 1898 scheinen folgende Ehrenmitglieder auf, welche sich bereit erklärt hatten, jährlich 50 Kreuzer zu zahlen:

Blasius Schnitzhofer, Pestenbauer
Franz Struber, Penzenaumüller
Johann Georg Gsenger, Boten Schorsch
Gallus Frickh, Postmeister
Blasius Seethaler, Fischbacheder
Georg Rußegger, Gaisbühl
Johann Schnitzhofer, Webinger
Josef Rußegger, Großenhofhäusler

Am 17. Dezember wurde, im Rahmen einer Chargensitzung, eine detaillierte Regelung für die Durchführung des Feuerwehrballs 1899 beschlossen.

Der Ball wird am Sonntag, den 8. Jänner 1899 beim Bärwirt abgehalten. Anfang 7 h abends. Eintrittsgebühr 30 Kreuzer Männer, Damen frei. Es werden hiezu 200 Eintrittskarten samt 200 Kuvert bei der Firma Theodor Vente in Böhmen bestellt. Die Karten kosten 100 Stk. 2 fl. 20 kr., weitere 100 Stk. 1 fl. 80 kr.. Beim Ball selbst werden an der Kassa Eintrittskarten ausgegeben, wobei der Siegelabdruck der Feuerwehr, die fortlaufende Nummer und der Betrag des Eintritts aufgedruckt bzw. aufgeschrieben und beim Eintritt in den Ballsaal dem Türsteher vorgewiesen werden. Ohne solche Karte darf niemand den Ballsaal betretten. Die Musik soll im Programm nicht zu lange Pausen machen, um mit demselben früher fertig zu werden. Nach der Ruhe Damenwahl. In der Ruhepause soll irgendeine Hetze oder Hausieren extra veranstaltet werden, zugunsten der Cassa.

Die Durchführung von Bällen vor 100 Jahren unterschied sich nicht wesentlich von heutigen Veranstaltungen.

1899


Anlässlich einer Generalversammlung beim Postwirt wurde beschlossen, dass sich möglichst jedes Mitglied Bluse, Hose und Achselspangen anschaffen sollte, um eine einheitliche Adjustierung herzustellen. In diesem Zusammenhang ist interessant, dass auch an mittellose Mitglieder gedacht wurde, diese sollten aus der Kassa einen Beitrag erhalten. Weiters wurde angeregt, die Sitzungen und Versammlungen nicht immer im gleichen Lokal abzuhalten, nämlich fast immer beim Postwirt, sondern von Fall zu Fall auch andere Gasthäuser zu berücksichtigen. Dieser Vorschlag wurde angenommen. Schließlich wurde noch beantragt, im Jahre 1900 das 20-jährige Gründungsfest zu feiern, dieser Vorschlag stieß auf wenig Gegenliebe, er wurde ohne weitere Beschlussfassung lediglich zur Kenntnis genommen.

Eine weitere Generalversammlung im April 1899 musste einberufen werden, da wieder einmal ein neuer Hauptmann zu wählen war. Ludwig Dattendorfer legte sein Amt infolge Übersiedlung nieder. Gewählt wurde Josef Eder, Höpflingerwirt.

Die Adjustierungfrage war noch nicht endgültig gelöst, so beantragte der Hauptmannstellvertreter Windhofer, die roten Paroli auf den Uniformen durch dunkelgrüne zu ersetzen, um mit den Veteranen gleich zu sein, damit, wenn ein Mitglied zugleich Veteranenmitglied ist, derselbe nicht zwei Blusen braucht sondern nur beide Achselspangen anzubringen braucht. Der Vorschlag wurde zwar nicht angenommen, bewies aber den Sinn für Sparsamkeit und Zweckmäßigkeit der damaligen Funktionäre.

Auch finanzielle Probleme kleinerer Natur beschäftigten die Vereinsleitung. Nach dem Brand des sogenannten Amorthauses hatten fünf Mann der Feuerwehr die Feuerwache tagsüber besorgt. Diese verlangten nun eine Entlohnung von jeweils einem Gulden und begründeten ihr Ansuchen hauptsächlich damit, dass bereits beim Brand in Eglsee im Jahre 1898 bereits die Feuerwache von der Gemeinde entlohnt worden war. Da die Feuerwehrkasse im laufenden Jahr bereits ein Defizit von 13 Gulden und 17 Kreuzer aufwies und keine weiteren Ausgaben verkraften konnte, wurde ein Gesuch an die Gemeinde gerichtet, die Männer zu entlohnen. Die Gemeinde lehnte umgehend ab, worauf die fünf Männer ihr Begehren umgehend fallenließen.

1900


Zu Beginn des neuen Jahrhunderts wurde bereits im Jänner eine Generalversammlung abgehalten. Unter anderem war wieder einmal eine neue Vereinsleitung zu wählen. Zum Hauptmann wurde mit 26 von 49 Stimmen Josef Aumüller, Gemeindesekretär, zum Hauptmannstellvertreter Albin Sandtner, Stacherlwirt gewählt. Schrift- und Geschäftsführer blieb Karl Koller, Schwanenwirt, er wurde mit überwältigender Mehrheit von 45 Stimmen einstimmig gewählt.

Da bei dieser Versammlung auch der Gemeindevorsteher Blasius Seethaler, Fischbachedtbauer, anwesend war, wurde das leidige Thema der Entlohnung der Feuerwache beim Brand des Amorthauses aus dem Jahr 1899 wieder neu aufgerollt. Nach langer Debatte wurde endlich beschlossen, den Betrag von fünf Gulden doch aus der Feuerwehrkasse zu bezahlen, worauf der Gemeindevorsteher Seethaler sich erweichen konnte zu erklären, zwei Gulden aus Gemeindemitteln beisteuern zu wollen. Daraufhin machten die fünf Männer, die inzwischen, wohl um der Feuerwehr sparen zu helfen, bereits auf ihre Entlohnung verzichtet hatten, neuerlich ihre Ansprüche geltend. Auf eine Entlohnung aus Gemeindemitteln wollte man offenbar doch nicht verzichten.

Am 27. Mai 1900 fand der 7. Landesfeuerwehrtag in Hallein zeitgleich mit dem 30-jährigen Gründungsfest der Feuerwehr Hallein statt. Abtenau war mit zwei Mann vertreten.

Im Jahr 1900 wurde schließlich auch eine neue Währung eingeführt. Kronen und Heller lösten Gulden und Kreuzer im Verhältnis 2:1 ab, 1 Gulden wurde durch 2 Kronen ersetzt, 1 Kreuzer durch 2 Heller. Das war vorerst jedoch noch reine Theorie, die Bezeichnungen Gulden und Kreuzer hielten sich noch lange. (Analogie zur Einführung des Euro, Anm. d. Verf.)

Für das Jahr 1901 hatte man große Pläne. Eine 11m lange mechanische Schiebleiter sollte angeschafft werden, dazu Steigermonturen. Weiters sollte der Gautag der Feuerwehren mit dem 20-jährigen Gründungsfest in Abtenau abgehalten werden.

Der Mitgliedsstand per 31. Dezember 1900 betrug 25 Ledige und 68 Verheiratete, also gesamt 93 Mann.

1901


Am 18. März fand eine außerordentliche Mitgliederversammlung beim Bärwirt aus Anlass des Besuchs des Feuerwehrinspektors Franz Josef Hlawna aus Lungötz statt. Dabei wurde auch das Programm des bevorstehenden Gautages beschlossen.

Um die finanzielle Situation etwas zu bereinigen, wurde am 8. April nach dem Hauptgottesdienst ein großer Glückshafen beim Stacherl veranstaltet. Insgesamt waren 2000 Lose á 20 Heller vorhanden, davon 300 Treffer. Der 1. Treffer brachte zehn Kronen, der 2. Treffer noch sechs. Michael Picker war Trommler, Maria Koller, die Gattin des Schriftführers, war Glücksengel


Das 20 - jährige Gründungsjubiläum wurde am 16. Juni 1901 mit einem Gautag begangen
Das 20 - jährige Gründungsjubiläum wurde am 16. Juni 1901 mit einem Gautag begangen

 

Das 20-jährige Gründungsfest


Das Fest war auf eine Dauer von zwei Tagen, von 15. bis 16. Juni 1901 ausgelegt. In der offiziellen Einladung heißt es:

Das gefertigte Feuerwehrkommando beehrt sich hiemit an alle Herrn k.u.k. Beamten und Angestellten, dann an die hochwürdigste Geistlichkeit, die Herrn Lehrer und insbesonders auch die löbliche Gemeindevertretung zu deren aus Anlass des 20 jährigen Gründungsjubileum der hiesigen freiwilligen Feuerwehr am Samstag, den 15. Juni 1901 um 8 Uhr abends im Gasthaus zur Post stattfindenden Feuerwehrkneipe verbunden mit Konzert des Halleiner Männer-Gesangs-Vereins "Sängerlust" sowie zu der am Sonntag, den 16. Juni d.J. vormittags von 10 bis 12 Uhr daselbst stattfindenden Delegierten Versammlung der Feuerwehren des Tennengaues, welche öffentlich ist, die ergebenste Einladung zu richten und bittet um einen recht gefälligen Besuch.
Für die freiwillige Feuerwehr Abtenau
Das Kommando


Josef Aumüller, Hauptmann                Albin Sandtner, Hauptmannstellvertreter

Karl Koller, Schriftführer und Kassier


Das Festprogramm gibt Auskunft:

15. Juni 1901:

Abholung der rechtzeitig angemeldeten Festgäste mit gratis beigestelltem Wagen um 2h45 nachmittags am Bahnhof in Golling sowie um 5h abends beim Mooswirt in Lindenthal

Empfang der Festgäste bei deren Ankunft im Markt Abtenau

Festkneipe um 8h abends im Gasthaus Post mit Konzert des Halleiner Sängerklubs

16. Juni 1901:

7h Frühmesse mit Teilnahme der Feuerwehr

von 8 bis 10h vormittags Empfang der Festgäste

von 10 bis 12h Delegierten Versammlung

von 12 bis 1h nachmittags Platzmusik, währenddem Besichtigung der Zeugstätte

von 1 bis 2h nachmittags Hauptübung

Hierauf feierliche öffentliche Beteilung der 20 Jahre im Dienste der Feuerwehr Abtenau stehenden Feuerwehrmänner mit Erinnerungsmedaillen durch die Gemeindevorstehung. Hernach fotographische Aufnahme aller Anwesenden. Danach zwanglose Zerstreuung der Festgäste in den verschiedenen Gasthäusern des Marktes.



Beim Gautag und beim Fest waren zehn Vereine von auswärts anwesend, an 29 verdiente Mitglieder konnte die 20-Jahrmedaille übergeben werden. Weiters konnte die 11m lange, 2-rädrige Schiebleiter von der Fa. Just in Wien übergeben werden. Sie hatte 630 Kronen gekostet.


Beim Gautag 1901 wurde eine 11 m lange, zweiräderige Schiebeleiterin Dienst gestellt
Beim Gautag 1901 wurde eine 11 m lange, zweiräderige Schiebeleiterin Dienst gestellt

Die Adjustierung wurde folgendermaßen beschrieben: Tuchblusen und -hosen waren dunkelblau, die Leinenblusen und -hosen, also die Einsatzbekleidung ungebleicht, dazu wurden scharlachrote Paroli getragen.

Die Anzahl der Ortsbewohner wurde mit 630 angegeben, die Zahl der Hausnummern mit 85. Diese Angaben dürften sich auf den Markt und die nähere Umgebung, also das eigentliche Einsatzgebiet der Feuerwehr beschränkt haben.

Im Jahr 1901 sind zwar keine Brände verzeichnet, es kam aber wieder einmal zu einem verheerenden Hochwasser, bei dem wieder fast alle Brücken über die Lammer und den Rußbach weggerissen wurden. Als Reaktion darauf wurde das seit Jahrhunderten durchgeführte Holztriften auf der Lammer verboten.

1902


Die feuerwehrtechnische Ausrüstung wurde weiter verbessert. Am 31. August 1902 wurde von der Fa. Flader in Sorgenthal/Böhmen eine 4-rädrige Gebirgswagenspritze geliefert. Diese besonders für unwegsames Gelände geeignete Spritze hatte eine Zylinderweite von 110 mm, einen kupfernen Windkessel, eine Radbremse, zwei Sitzplätze und eine Schlauchhaspel. An Armaturen waren zwei Strahlrohre, vier Mundstücke mit 9, 10, 13 und 14 mm Mundweite, ein Sprühkopf sowie sieben Hanfschläuche mit 15 m Länge vorhanden. Als Kupplungen wurde das zu der Zeit übliche Metzer Normalgewinde verwendet. Das Saugwerk bestand aus dem sogenannten "Centralklappenventil-Conus" und vier Metern Saugschlauch. Die Spritze hatte die Werknummer 4650 und war mit der Aufschrift: Freiwillige Feuerwehr Abtenau 1902, versehen. Der Preis für dieses technische Schmuckstück betrug 1650 Kronen, wobei 1000 Kronen sofort fällig waren, der Rest durfte in vier Jahresraten abgestottert werden.


1902 wurde eine Gebirgswagenspritze in Dienst gestellt, damit erhöhte sich die Beweglichkeit der Feuerwehr erheblich
1902 wurde eine Gebirgswagenspritze in Dienst gestellt, damit erhöhte sich die Beweglichkeit der Feuerwehr erheblich

Für die Beweglichkeit der neuen Spritze wurde gesorgt, indem Richtlinien für die Pferdebereitschaft der verpflichteten Pferdebesitzer (Post, Stacherl, Schiffbote, Pfarrhof, Krapfl, Unterbäck, und Bräu) aufgestellt wurden.

Durch die nunmehr gegebene größere Beweglichkeit der Feuerwehr, konnte das Einsatzgebiet vom Markt auf das gesamte Gemeindegebiet von Abtenau ausgedehnt werden.

1903


Im Jahr 1903 wurde eine Statistik über die wesentlichen Geschehnisse der nunmehr 24-jährigen Vereinsgeschichte aufgestellt. Demnach waren seit Gründung der Feuerwehr im Jahr 1879 140 Übungen und 32 Versammlungen abgehalten worden, zu insgesamt 10 Bränden war ausgerückt worden, welche 10 Verletzte gefordert hatten.

1904


Der Tätigkeitsbericht ist typisch für das Vereinsgeschehen der Feuerwehr zu dieser Zeit. An Aktivitäten fanden statt: je eine Haupt- und Gesamtübung, eine Generalversammlung (gleichzusetzen einer Mitgliederversammlung in der heutigen Zeit), vier Chargensitzungen (heutzutage Kommando- oder Ausschusssitzung), drei Festlichkeiten im Ort (eine davon war der Feuerwehrball), drei Begräbnisse im Ort, eines auswärts in der Taugl (heutiges St. Koloman). Zu Bränden musste schon seit einigen Jahren nicht mehr ausgerückt werden.

1904 wurde von der Gemeinde auf Betreiben der Feuerwehr eine neue Feuerlöschordnung mit 23 Paragraphen herausgegeben.


Feuerlöschordnung der Gemeinde Abtenau aus dem Jahr 1904
Feuerlöschordnung der Gemeinde Abtenau aus dem Jahr 1904

1905


Am 29. Oktober 1905 fand das 25-jährige Gründungsfest mit Zeugstätteneinweihung statt. Als Gründungsjahr wurde damals noch 1880 angesehen, da in diesem Jahr erst die konstituierende Versammlung stattgefunden hatte und vorher die Feuerwehr noch nicht als Verein gemeldet war. Zu diesem Festakt waren die Feuerwehren Annaberg, Lungötz und Rußbach eingeladen. Es wurden 28 Stk. 25-jährige und 8 Stk. 20-jährige Medaillen an verdiente Mitglieder vergeben.

Die Zeugstätte war mit Teilen von der Spritzenhütte am Marktplatz in das sogenannte Depot II bei der Wurzelbrücke (heutige Einfahrt zum Parkplatz "Ost") übersiedelt. Die Feuerwehr hatte somit zwei Zeugstätten, eine davon verfügte immerhin schon über einen Schlauchturm. Da das Depot II auf einem St. Petri´schen Grund gebaut worden war, musste jährlich der Betrag von 4 Kronen an Pachtgeld dem Stift bezahlt werden.

1906


Am 4. März fand die jährliche Generalversammlung beim Postwirt mit Neuwahl des Hauptmann am Programm. Es wurde von Jahr zu Jahr schwieriger, um nicht zu sagen kurioser, geeignete Männer für die führenden Posten zu finden, das beweisen die Vorgänge im Jahr 1906.

Corpsarzt und Ehrenmitglied Cajetan Höfner stellte den Antrag, die bisherige Leitung, Josef Aumüller als Hauptmann und Albin Sandtner als Stellvertreter mögen weiter im Amt bleiben. Beide lehnten jedoch ab. Daraufhin wurde eine geheime Wahl mit Stimmzetteln abgehalten mit dem Ergebnis: Albin Sandtner, Hauptmann und Josef Aumüller, Stellvertreter. Beide lehnten neuerlich ab. Per Akklamation (mündlicher Zuruf) wurde neuerlich ein Wahlgang durchgeführt. Das Ergebnis: Ehrenmitglied Dr. Höfner, Hauptmann und Anton Windhofer, Stellvertreter. Beide lehnten ab.

Auf Drängen der Anwesenden und wohl um die Angelegenheit nicht völlig zur Farce werden zu lassen, nahm Dr. Höfner schließlich die Wahl an, jedoch unter der Bedingung, Josef Aumüller müsse ihm als erfahrener Stellvertreter zur Seite stehen. Dieser erklärte sich widerwillig, aber schließlich doch bereit, für ein Jahr den Posten zu übernehmen.

In derselben Sitzung wurde auch beschlossen, eine fotografische Aufnahme zu Floriani vor der neubezogenen Zeugstätte zu machen.

Das leidige Problem der Wahl der Spitzenfunktionäre war jedoch für das Jahr 1906 noch nicht ausgestanden. Bereits am 7. Juli legte Josef Aumüller sein Amt als Stellvertreter nieder, eine einberufene Generalversammlung beim Schwanenwirt wählte Matthias Buchegger zum Stellvertreter und Josef Scheidinger zum Fähnrich. Da aber der frischgebackene Stellvertreter Matthias Buchegger gar nicht anwesend war, wurde ihm sogleich die "frohe" Nachricht überbracht und er wurde um sein umgehendes Erscheinen beim Schwanenwirt ersucht. Derjenige kam jedoch nicht, im Gegenteil, er sandte per Boten eine schriftliche Nachricht, wonach er absolut nicht daran denke, die Wahl anzunehmen. Bei einem neuerlichen Wahlgang wurde schließlich Josef Scheidinger zum neuen Stellvertreter und Adam Schorn zum Fähnrich gewählt. Damit war die Bestellung der Spitzenfunktionäre fürs Erste abgeschlossen.

Für 1906 stehen zwei Brände im Protokollbuch, ein Kaminbrand bei Gabriel Hornegger, Markt und ein Dachbrand beim Schuster Waß in Fischbach.


Mannschaftsfoto aus dem Jahr 1906 bei der neuen Zeugstätte bei der Wurzenbücke
Mannschaftsfoto aus dem Jahr 1906 bei der neuen Zeugstätte bei der Wurzenbücke

1907


Insgesamt vier Brände waren zu bekämpfen. Am 24. Juli war von einem Brand im Stoibhof die Rede, vier Tage später von einem Kaminbrand im Brauhaus. Am 7. November brannte das Kupferschmiedhaus, Markt 67 samt dem angebauten Haus Nr. 74 ab, wobei von Brandlegung von fremder Hand ausgegangen wurde. Mitte Dezember wird von einem Kaminbrand im "Lenzlhause" berichtet.


Brandbericht über den Brand beim Kupferschmiedhaus im November 1907
Brandbericht über den Brand beim Kupferschmiedhaus im November 1907

1910


Neben einem nicht näher beschrieben Brand war im Jahr 1910 nur das Hochwasser von 21. auf 22. August erwähnenswert. Es überschwemmte den gesamten unteren Markt, beim Einsatz brach sich Matthias Guggenberger den linken Daumen.

1910 wurde die Wassergenossenschaft Abtenau gegründet und im gesamten Marktbereich wurden zwölf Hydranten aufgestellt. Dies bedeutete eine enorme Erleichterung für die Wasserversorgung der Feuerwehr bei Einsätzen.


Kunstvolle Karten für den Feuerwehrball 1909, 1911, und 1912
Kunstvolle Karten für den Feuerwehrball 1909, 1911, und 1912
Kunstvolle Karten für den Feuerwehrball 1909, 1911, und 1912
Kunstvolle Karten für den Feuerwehrball 1909, 1911, und 1912
Kunstvolle Karten für den Feuerwehrball 1909, 1911, und 1912
Kunstvolle Karten für den Feuerwehrball 1909, 1911, und 1912
 

1911


Bei der Generalversammlung am 5. März im Gasthof zum Goldenen Hirschen legt Hauptmann Dr. Cajetan Höfner sein Amt nieder, gewählt wurde Josef Suppin, Oberlehrer.

Als außerordentliche Aktivität wurde ein "Bestkegelscheiben" beim Hirschenwirt veranstaltet, das von Samstag, den 15. Juli 5h abends bis Sonntag, 24. September 6h abends dauerte. Als Preise waren ausgeschrieben:

1. Best        30 Kronen in Bargeld mit Verzierung
2. Best        20 Kronen
3. Best        15 Kronen
4. Best        10 Kronen
Weiters 20 Kronen Standbest für jenen Scheiber, der die meisten Stände schiebt
Ein Juxbest für die meisten Fehlschübe in einem Stande


Einladung zum "Best-Kegelscheiben" der Feuerwehr
beim Hirschenwirt aus dem Jahr 1911
Einladung zum "Best-Kegelscheiben" der Feuerwehr beim Hirschenwirt aus dem Jahr 1911

 

1912


Wieder einmal legte ein Hauptmann nach nur einjähriger Tätigkeit seine Würden zurück. Nach Oberlehrer Josef Suppin wurde Ulrich Kronreif, Schneidermeister zum Kommandanten gewählt.

Der Mitgliederstand betrug 1912 92 Mann, zwei Ehrenmitglieder und zwei unterstützende Mitglieder, sogenannte Feuerwehrfreunde. Als Pflichtmänner im Sinne der Feuerlöschordnung waren im Markt 101 Mann, im übrigen Gemeindegebiet immerhin 426 Mann registriert. Diese Pflichtmänner hatten im Einsatzfall Unterstützung für die Feuerwehr zu leisten.

Es hatte sich eingebürgert, dass die Feuerwehr durch den Gauvertreter mindestens 1x jährlich, manchmal auch öfters, vermutlich nach Beanstandungen, inspiziert wurde. Zu einem Brand mußte einmal ausgerückt werden, nachdem im Kircheggstadel der Blitz eingeschlagen hatte.

An finanziellem Vermögen wurde das Postsparkassabüchl mit 772 Kronen, die Barschaft mit 25 Heller und der Wert des Inventars mit 5960 Kronen angegeben.

1913


Am 2. März  fand im Handlhof eine Besprechung bezüglich der Gründung einer sogenannten Feuerwehrrotte bei der Schwaighofbrücke statt. Es wurde später sogar eine Holzhütte erbaut und darin kleinere Geräte untergebracht. Die Gründung einer selbständigen Feuerwehr kam aber nicht zustande.

Im Sommer wurde gemeinsam mit dem Militär-Veteranen-Verein durch die Feuerwehr ein Waldfest im "Faberwald" in Fischbach veranstaltet. Dazu hieß es in der Einladung:

Einladung
zu dem am Sonntag, den 27. Juli 1913 nachmittags stattfindenden
Waldfest im Faberwald in Fischbach bei Abtenau mit Konzert der vollständigen
Abtenauer Musikkapelle.
Programm:

Die Abhaltung des Festes wird durch Pöllerschüsse bekannt gegeben:
Abmarsch zum Festplatz um halb drei Uhr nachmittags

Am Festplatz werden folgende Darbietungen und Belustigungen geboten:
Glückshafen, Tanzboden, Juxfischerei, Schaukel, Schießstätte, Konditorei, Almhütte, Prater, Rutschbahn, Koriandolibude, Juxpost, Blumenverkauf, Kinderspiele und verschiedene Belustigungen. Zum Schluß Feuerwerk und bengalische Beleuchtung. Die Restauration daselbst sorgt für gute Speisen und Getränke.

Eintritt zum Festplatz 20 Heller, Kinder mit Begleitung frei.
Mehrbeträge werden dankbarst angenommen. Das Reinerträgnis fließt beiden Vereinen zu, um zahlreichen Besuch wird gebeten

Hochachtungsvoll

Die Vereinsleitungen des Militär-Veteranen und des Feuerwehrvereins Abtenau

Sehr einfach und zweckmäßig war auch die Regelung bei eventuellem Schlechtwetter:

Im Falle ungünstiger Witterung findet das Waldfest am nächstfolgenden schönen Sonn- oder Feiertag statt.


Einladung zum Waldfest im Juli 1913 im Fäberwald
Einladung zum Waldfest im Juli 1913 im Fäberwald

1914


Am 1. März wurde im Zuge der jährlichen Generalversammlung eine neue Vereinsleitung gewählt. Zum Hauptmann wurde Gallus Gsenger, Gastwirt, zum Stellvertreter Josef Suppin, Oberlehrer gewählt. Schriftführer und Kassier blieb Karl Koller, Hausbesitzer, der dieses Amt schon seit 1894 sorgsam erledigte. Neben dem Fähnrich und den beiden Zeugmeistern, je einen für die Zeugstätte I und II wurden noch drei Hornisten zur Erledigung der Alarmierung im Brandfall bestellt.

Weiters wurde beantragt, von den zwei Handspritzen, die beim Filsingbäcken in der Au sind, eine in die Ortschaft Unterberg zu bringen, wo keine ist. Über das Ergebnis dieses Antrages liegen uns keine Informationen vor. Darüberhinaus wurde bemängelt, dass die Geräte und Monturen in den beiden Zeugstätten verwahrlost seien.

Bezüglich der Gründung eines Löschzuges bei der Schwaighofbrücke wurde die Feuerwehr aktiv. Mittels einer Karte wurden die Hausbesitzer der Ortsteile Gschwand und Radochsberg zu einer Besprechung zum Schornwirt eingeladen. Am 19. April nachmittags fand diese Versammlung im Beisein von Gemeindevertretern statt mit dem Ziel, einen Löschzug für die sogenannte Zeugstätte III zu gründen. Die Besprechung verlief jedoch ergebnislos und scheiterte an der geradezu feindseligen Haltung einiger Bauern, die auch die übrigen Anwesenden zum Widerstand veranlassten.

Bereits Ende April war die Funktion des Hauptmanns Gallus Gsenger schon wieder zu Ende, es folgte ihm Matthäus Pranieß, Kaufmann.

Das alles überschattende Ereignis des Jahres war jedoch der Ausbruch des 1. Weltkrieges am 25. Juli. In sehr kurzer Zeit verringerte sich der Mitgliederstand drastisch, da ein großer Teil der bewährten Chargen und Männer zum Kriegsdienst eingezogen wurden. So mussten bereits bei der Generalmobilmachung Ende Juli ca. 700 Abtenauer einrücken. Auch der Tätigkeitsbericht 1914 ist ein Spiegel der damaligen weltpolitischen Ereignisse:

Vier Übungen, eine Versammlung und zwei Chargensitzungen standen zwei Bränden und vier Begräbnissen gegenüber.

1915 - 1918


Das Vereinsleben kam in den Kriegsjahren fast völlig zum Erliegen. Matthäus Pranieß als Hauptmann und Johann Spannberger, Schuhmachermeister, als Stellvertreter leiteten die Feuerwehr durch diese schwierige Zeit. Während des Krieges wurden keine Bälle oder sonstige Festlichkeiten mit Ausnahme des Florianifestes und der Fronleichnamsprozession, abgehalten. Die Feuerwehr Abtenau verlor fünf Kameraden auf dem Feld der Ehre.

Die Zeit war von anfänglicher Kriegsbegeisterung oder besser Vaterlandsbegeisterung über Ernüchterung und Resignation bis hin zu Mangelwirtschaft mit Hungersnot gekennzeichnet. Viel zu spät hatte man begonnen, die Lebensmittel zu rationieren und Lebensmittelkarten auszugeben. Um den Krieg logistisch weiterführen zu können, mussten viele wertvolle Materialien wie Metalle, Zinn, Blei, Papier, Wolle, Kautschuk und Erdbeerblätter gesammelt und abgeliefert werden. Ende September 1917 verließ die letzte Glocke den Kirchturm, damit verlor die Feuerwehr ihre wichtigste Alarmierungsmöglichkeit. Anstelle des Sturmläutens mit den Glocken mussten von nun an Böllerschüsse abgefeuert werden. Über allem standen jedoch die sich mehrenden Todesnachrichten von den Fronten, die die Daheimgebliebenen in tiefe Trauer und Mutlosigkeit stürzten. Zeitweise, wie am 13. Mai 1917 soll man den Geschützdonner von der Südfront bis nach Abtenau gehört haben.

Ende September 1917 wurde die letzte Glocke aus dem Turm abgeseilt, um der Kriegsmaschinerie zu dienen
Ende September 1917 wurde die letzte Glocke aus dem Turm abgeseilt, um der Kriegsmaschinerie zu dienen
Die abgenommenen Glocken wurden mit der Aufschrift "Gott strafe England und vernichte Italien" versehen
Die abgenommenen Glocken wurden mit der Aufschrift "Gott strafe England und vernichte Italien" versehen
 

Daten und Fakten

Daten und Fakten

gegründet 1879
aktive Mannschaft 75
nichtaktive Mannschaft 41
Ehrenmitglieder 2

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